Höher, weiter, schneller so lebte ich vor mehr als 20 Jahren als junge Assistentin der Geschäftsleitung, kurz vor der ersten Führungsaufgabe. YES nächstes geplantes Karriereziel in unmittelbarer Greifweite.

Damals war mein Leben durchgeplant und durchgetaktet. Arbeiten bis 23:00, nebenbei die „perfekte“ Hochzeit vorbereiten. Das mit den Kids wird irgendwie auch schon noch reinpassen. Am Wochenende tolle Events mit tollen Freunden. Was wollte ich mehr. War doch alles perfekt, aber auch sowas von perfekt und genau so wie ich es geplant hatte. Das Bankkonto stimmte, meinen Partner kannte ich seit den ersten Tagen an der Uni, ich war in der Firma gefragt, die Jobangebote flogen mir zu.

Wie genial war alles. Doch woher kamen nur diese Ängste, diese Panikattacken aus dem vollen Nichts, diese Unruhe …

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Es war Mitte August 2000. Nie zuvor und nie danach war ich äußerlich so schön, so dünn, so durchtrainiert. Nach 4 wundervollen Flitterwochen kam ich „tiefenentspannt“ zurück ins Büro. Eine große Geschäftsreise stand bevor und die Übernahme der Abteilungsleitung Werbung.

Die Panikattacken und die Unruhe, die ich noch kurz vor der Hochzeit erlebt hatte waren auch weg. Genau 2 Tage hielt dieser „Entspannung“ an, dann begann die „Hölle auf Erden“: Die Unruhe und das getrieben sein kamen mit noch größerer Wucht über Nacht zurück. Ich bekam Panikattacken wenn das Telefon klingelte. Ich war hektisch, sarkastisch und gönnte mir noch nicht mal mehr eine kleine „Auszeit“ auf der Toilette. Ein riesengroßes Gefühl von Wertlosigkeit stieg in mir auf. Leisten konnte ich in diesem Zustand überhaupt nichts mehr. Rien ne va plus hieß es damals. Zum Glück sagte meine Chefin einen sehr entscheidenden Satz: „Frau Vollmer – ich habe große Bedenken Sie in diesem Zustand nach Japan fliegen zu lassen.“ Dann brach alles zusammen, ich wurde krankgeschrieben …

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Mitte August 2000 wurde ich also krankgeschrieben … Ich, die ich doch quasi keine Fehltage hatte. Was ist mit mir los? Ich bin doch äußerlich gesund, warum kann ich nicht mehr? Wie geht das wieder weg? Geht das irgendwann wieder weg? Wie komme ich aus diesem Gedankenkarussel wieder raus? Wie komme ich an einen Psychologen? Wem kann ich vertrauen? Das waren meine Fragen bis ich nach 2 Wochen endlich eine Psychologin gefunden hatte. In der ersten Sitzung sagte sie mir, ich hätte ein Burnout. Dieses Wort hatte ich noch nie zuvor gehört. Burnout war damals ein unbekanntes Wort. Das Internet war noch nicht so entwickelt, dass ich mal kurz googlen hätte können. Ein Jahr würde es ungefähr dauern, bis ich wieder „gesund“ bin. An viel mehr erinnere ich mich nicht mehr.

Bis auf ein Gedicht, das sie mir damals schenkte:
„Die Autobiographie in 5 Kapiteln“ von Portia Nelson

1. Kapitel:
Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren …
Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.


Bilanz des Burnouts im Jahr 2000: 6 Wochen krankgeschrieben, Absage der Führungsaufgabe, 1 Jahr reduzierte Leistung und Belastbarkeit, Therapie und Antidepressiva für 1,5 Jahre. Meine Arbeitszeit wurde auf ein erträgliches Maß reduziert. Ich begann mit Yoga. Die Balance zwischen Arbeit und Privatleben gelang mir besser, wenn auch mit vielen äußeren Grenzen, die ich mir zog. Abgrenzen und NEIN sagen waren mir immer noch sehr fremd. Die Jahre gingen ins Land. Hauskauf, Umbau, Geburten unserer beiden Jungs und nebenbei Teilzeitarbeit im Marketing. Alles ging wieder.

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Im Herbst 2007 wurde die vakante Stelle meiner Chefin nicht nachbesetzt. Ich musste einen Großteil ihrer Aufgaben übernehmen. Die Arbeitszeiten wurden immer länger. Ich jammerte, aber Konsequenzen zog ich keine. Die Kinderbetreung war knapp bemessen. Jeden Tag jonglierte ich, um Überstunden und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen Anfang 2008 war wieder alles zu viel.

2. Kapitel
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort.
Aber es ist nicht meine Schuld.

Ich hatte meinen zweiten Burnout. Kannte ich, Problem sofort erkannt, Lösungsstrategien von 2000 eingesetzt: Krank melden, Psychologin kontaktieren, Antidepressiva einnehmen, Arbeitszeit reduzieren.

Doch da war was anders. Ich konnte mir nicht einfach Ruhe gönnen, entspannen. Ich hatte zwei lebendige Söhne (3 und 5 Jahre), die umso mehr Aufmerksamkeit suchten, je mehr ich mich innerlich zurückzog.

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Mein Nervensystem brauchte aber Ruhe. Und da war Lu Jong – Meditation in Bewegung, das ich schon 2 Jahre praktizierte und meine buddhistischen Lehrer, die immer was von Emotionen und Transformation lehrten. „Emotionen?“, dachte ich damals, „Emotionen hat man im Griff für ein erfolgreiches Leben“.

Ich hatte die Wirkung dieser kraftvollen alten tibetischen Bewegungslehre unterschätzt. Mein Körper hatte schon lange begonnen sich zu transformieren. Ich begann zu spüren: mich, meine Emotionen, meine Gedanken und meinen Körper…

3. Kapitel
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein… aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Ich weiß, dass ich das selbst zu verantworten habe.
Ich komme sofort heraus.

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Nach dem Burnout in 2008 dauerte es wieder ein Jahr, bis ich psychisch stabil war. Die Antidepressiva wurde ich nicht so schnell los . Doch mir war klar: Es geht darum, mein Leben zu leben, mich kennenzulernen, mich auszuhalten, meiner inneren Stimme und meinen ureigenen Impulsen zu vertrauen. Im Winter 2010/11 hatte ich nochmals eine sehr intensive Phase mit vielen Ängsten und Panikattacken. Meinen Job konnte ich zwar weiter machen, aber die Ängste wurde teilweise so massiv, dass ich mich nicht mehr aus dem Haus getraut habe. In dieser Zeit kam die Homöopathie in mein Leben. Das war wie ein Turbo für meine Heilung. Kein halbes Jahr später begann ich eine Ausbildung in humanistischer Psychotherapie mit intensiver Selbsterfahrung.

Ein weiteres Jahr später begann ich die Heilpraktikerausbildung und machte eine kinesiologische Ausbildung. Die Liebe zu Naturheilkunde, Spiritualität und Psychologie hatte ich schon sehr lange, doch meine alten Glaubensmuster ließen diesen Weg lange nicht zu!

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4. Kapitel
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.

Mein Leben hat sich im Vergleich zu der Zeit meines ersten Burnouts im Jahr 2000 grundlegend geändert. Höher, weiter, schneller lebe ich schon viele Jahre nicht mehr. Mein Leben ist innerlich viel ruhiger und ausgeglichener geworden. Ich habe mittlerweile Vertrauen in das Leben und in meine Fähigkeit, jedes Hindernis meistern zu können und daran zu wachsen. Ich weiß, es gibt keine Zufälle. Ich bin kreativ schöpferisch tätig in meiner Praxis wie auch in meiner Freizeit, pflege tiefe Freundschaften und fühle mich zutiefst verbunden mit allem was ist.

Und vor allem fühle ich mich wieder zutiefst lebendig!

Als hätte mich das Leben auf diese herausfordernde Zeit vorbereitet, um für alle da zu sein, die wieder mehr Lebensqualität und Tiefe in ihr Leben bringen möchten! Übrigens hatte ich in der dunkelsten Stunde meines Lebens mal den kurzen Wunsch , dass ich all meine Erfahrungen irgendwann von Nutzen für andere werden kann!

5. Kapitel
Ich gehe eine andere Straße.

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